Der neue Mensch und die Tintenpatronen

Die Tintenpatrone - Gefahr oder Segen?

Die Tintenpatrone - Gefahr oder Segen? (Bild©Falco/Fotolia.com)

In der siebten Klasse Hauptschule meines Sohnes war Fr. M. Klassenlehrerin. Frau M. war jung, sehr nett, sehr engagiert, mit feurigem Herzen bei der Sache, sehr bemüht um jeden Schüler.

Eines Tages kam mein Sohn nach Hause und sagte, ich sollte ihm einen Einsatz für seinen Füller kaufen. Dazu ein Tintenfass. Man kann den Füllereinsatz im Tintenfass aufziehen und so befüllen. Statt einer Tintenpatrone steckt man dann den mit Tinte aus dem Tintenfass befüllten Einsatz in den Füller. Die Lehrerin habe allen dringend dazu geraten, das zu kaufen.

Ich wunderte mich ein wenig über diese Anschaffung, denn was für einen Vorteil sollte das bringen? Verbesserte das die Schreibeigenschaft des Füllers? Das Tintefass läuft entweder über kurz oder lang aus, wenn mein Sohn seine Tasche irgendwo in die Ecke pfeffert oder er vergisst es zu Hause. Außerdem hatte ich aus meiner Schulzeit Erfahrungen mit antiken, aufziehbaren Füllern gesammelt, die ich aus einem romantischen Gefühl heraus eine Zeit lang verwendete. Sie liefen immer mal wieder aus und man hatte eine Sauerei im Federmäppchen. Wo ist der Vorteil?

Als brave Mama kaufte ich ihm aber den Einsatz und ein Tintenfass.

„Was für einen Vorteil soll denn dieser Einsatz haben?“ fragte ich meinen Sohn, als er den Einsatz in seinen Füller einbaute.

„Das ist, damit man nicht immer die Plastik-Tintenpatronenhülsen wegwerfen muss“, klärte mich mein Sohn auf.
„Wegen der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel, hat Frau M. gesagt“.

Fr. M. sorgte sich um eine korrekte Umwelterziehung und kämpfte mittels Einsparung von Tintenpatronen gegen den Klimawandel? Während ein großer Teil der Jungs und Mädels aus der Hauptschul-Klasse vorrangig folgende grundsätzliche Probleme haben:

  • fehlende Basistugenden wie Pünktlichkeit, Ordnungssinn
  • mangelnde Motivation
  • unausgeglichenes Gefühlsleben
  • schwierige Elternhäuser (Scheidungen, Alleinerziehende, Unternehmerfamilien ohne Zeit)
  • mangelnde Selbstdisziplin
  • mangelndes Durchhaltevermögen
  • kurze Aufmerksamkeitsspanne
  • Respektlosigkeit

Bei diesen tiefgreifenden Problemen sind Plastiktintenpatronenhülsen ganz sicher ein Menschheitsproblem, dessen Bedeutung auf der Dringlichkeitsskala auf Platz Nr. 388 367 451 128 liegt. Angesichts dieser Probleme ist der Ersatz der praktischen Tintenpatronen durch einen aufziehbaren Einsatz mit Tintenfass sogar kontraproduktiv.

Denn: Wie sollen die Kinder Ordnungssinn lernen, wenn sie dazu angehalten werden, sich mit solch einem Unfug aufzuhalten? Wie sollen sie lernen, Prioritäten zu setzen um sich selbst zu helfen und ihre eigenen Probleme zu lösen?

Klasse 7a lernte bei Fr. M. auch, dass die Welt durch CO2 Verschmutzung bald untergehen würde, indem sie den Film „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore vorführte, der meinen Sohn schwer beeindruckte. Ich zeigte meinem Sohn anschließend den Film „The Great Global Warming Swindle“ mit deutschen Untertiteln. Seither sieht er die Sache wieder recht entspannt.

13 Antworten to “Der neue Mensch und die Tintenpatronen”

  1. Ariane Says:

    Eigentlich eine gute Idee, den durch nachfüllbare Tinte lernt man ordentlich mit dem Schreibzeug umzugehen. Beobachte das bei Menschen älterer Generation, die damit aufgewachsen sind. Da hat man einen andern Zugang zum Schreiben, vielleicht ist es gerade in Zeiten, in denen meine Generation das Schreiben von Hand praktisch verlernt hat, besonders sinnvoll.

    Aus Gründen des Umweltschutzes kann nachfüllbare Tinte ebenfalls Vorteile bringen, wobei man natürlich die Ökobilanz betrachten sollte (wird ein Tintenglas mit Inhalt in China produziert und durch die halbe Welt transportiert, fällt da mehr Ressourchenverbrauch an, als bei in Deutschland hergestellten Tintenpatronen. Man sollte es mal genau unter die Lupe nehmen und sich auch über Herstellungsverfahren informieren. Wahrscheinlich wird dies aber für die nachfüllbare Tinte sprechen).

    Es ist schön, wenn jungen Menschen beigebracht wird, sorgsam mit unseren Ressourchen umzugehen, weg von den Wegwerfmentalität. Die Plastikverpackung der Tinte in einer Tintenpatrone verbraucht ja mehr Platz als die Tine selbst. Man kann aber hinterfragen, ob das wirklich das dringenste Problem ist. Wird ein Schüler von den Eltern fast täglich zur Schule gefahren (was leider in bestimmen Regionen in Mode gekommen ist), statt die eigenen Beine oder das Fahrrad zu benutzen, dann resultiert daraus ein Verbrauch von Erdöl, der Höher ist als das Öl, aus dem die Tintenpatronen für die ganze Schule für mehrere Jahre hergestellt werden. Viel sinnvoller fand ich etwa das Mofaverbot an den Schulen die ich besucht habe. Das bringt viel mehr. Tintenpatronen, gut, Kleinvieh macht auch Mist, ist aber wirklich nicht das dringenste Problem.

  2. alleinerziehende Says:

    Ariane: ich wusste, dass Du genau das schreiben und denken würdest! Ich wusste es! 😀
    😉

  3. alleinerziehende Says:

    Es ist halt nur so:
    wo’s brennt, sollte man sich erstmal um die Löschung des Feuers kümmern, alles andere ist vollkommen nachgeordnet. So ist das an der Hauptschule: viele Feuer brennen da, glaube mir. Und ich wohne nicht einmal mehr in einer Großstadt, sondern auf dem Land. In der Großstadt sind das Großbrände. Ich bin deshalb aufs Land gezogen.

    Aber die junge Lehrerin kommt, völlig ideologisiert und für eine bessere Welt kämpfen wollend an die Schule und will die Schüler zu Umweltschützern erziehen. Meiner Meinung nach den vorhandenen Problemen völlig nachgeordnet und wie ich schrieb nachgerade kontraproduktiv.

  4. Ariane Says:

    Naja, rein egoistsich gesehen könnte man sagen, der Klimawandel wird die Welt stärker betreffen als soziale Brennpunkte an deutschen Hauptschulen.

    Mit fehlt diese Erfahrung, da ich von Verhältnissen an Hauptschulen nur vom Hörensagen mitbekomme. Übrigens, ne Ökobilanz Tintenpatrone, Tinte im Glas sollte man wirklich mal ernsthaft wissenschaftlich durchrechnen. Inkl. zusätzliches Waschen von Kleidern wegen Tintenflecken und Neukauf von Schulranzen und Büchern, weil wegen auslaufender Tinte unbrauchbar gemacht.

    Ich kenne ja seine Lehrerin nicht. Aber solche Leute pflege ich allgemein agressiv, natürlich nur verbal, anzugreifen, mal verhören, was sie für nen Lebenswandel führt, wie sie zur Schule fährt, wo sie ihren Urlaub verbringt. Stromsparlampe und keine Tintenpatronen und das eigene Gewissen ist beruhigt, da kann man ruhig zwei mal im Jahr nach Mallorca fliegen.

    Aber gerade wo es Probleme mit der Disziplin gibt, kann eben nachfüllbare Tinte ein gutes Experiment sein, denn das erfordert enorme Disziplin und Ordnung. Ist etwas ganz anderes Wegwerfkugelschreiber, die man einfach so sorglos zerbrechen kann.

  5. alleinerziehende Says:

    „mal verhören, was sie für nen Lebenswandel führt“ … kann ich mir gut vorstellen … ich sage nur Stichwort „linke Denke“ … very revealing ….
    😉

  6. Ariane Says:

    Nur durch Nachfragen und Hinterfragen kommt man zur Erkenntnis. Sollte spätestens seit Sokrates bekannt sein. Oder hältst den auch für links?

  7. alleinerziehende Says:

    Ähem, „aggressives“ Abklopfen anderer Menschen auf umweltkompatiblen Lebensstil nach neuester Ökomode war ja nun nicht das, was Sokrates mit seinen Fragen erreichen wollte, gell.

  8. Pentas Says:

    Ökologisch am Sinnvollsten wär es wahrscheinlich die ganzen Kugelschreiber, die man von diversen Firmen, Parteien, NGO, usw., geschenkt bekommen hat, einfach leerzuschreiben.

  9. Ariane Says:

    Was natürlich nicht ganz einfach ist, weil diese Kugelschreiber häufig den Geist aufgaben, lange bevor die Tinte aus ist. Aber interessant, wie bestimmte auf Umweltschutz fixierte NGOs diese Plastikdinger in Umlauf bringen.

  10. Alrik Says:

    Ich persönlich bevorzuge Gelschreiber mit einer Kugel kleiner als 0,7 mm, da ich damit damit das IMHO am Besten leserliche Schriftbild erzeuge.

    Und sollte es darum bei Schreiben nicht eigentlich gehen ?
    Die Auswahl eines Schreibgeräts nach anderen Gesichtspunkten ist IMHO eine Abschweifung vom Wesentlichen und damit für mich unethisch 😉

    Es ist sicherlich ganz lustig, die gute Frau Lehrerin zu fragen worauf sie mehr Wert legt:
    Die Rettung der Welt durch den Einsatz eines Füllers mit Mechanik oder einer Klassenarbeit die sie leicht lesen und korrigieren kann.

    Falls sie zu Verschwörungstheorien neigt kann man sie auch fragen ob das ein neuer Trick ist um die Hauptschüler durch schlechte Noten von Ausbildungsstellen fernzuhalten:
    Erst werden altmodische Füller eingeführt, dann gibt’s Notenabzug für unleserliche Klassenarbeiten oder Tintenflecken…

    Zum Schluß gibt es auch noch die Frage ob man für’s Leben oder die Schule lernt.
    In der heutigen Lebenswirklichkeit kommt der Füller maximal noch zum Stilechten Schreiben von Liebes- & Abschiedsbriefen zur Verwendung.
    Rechnungen und Arbeitsverträge werden mit dem Kugelschreiber unterschrieben…

  11. Dagny Says:

    Ob zur Herstellung des Glaeschen mit der Tinte und des Nachfuelleinsatzes im Fueller nicht mehr Ressourchen aufgewendet werden als fuer diese Patrone?

  12. Ariane Says:

    Genau das sollte hinterfragt zu werden. Übrigens eine gute Aufgabe, mit der sich Schüler beschäftigen könnten: Bei den Herstellern sich über die genauen Vorgänge zu informieren und nachzurechnen.
    Ist ähnlich wie das Allheilmittel Energiesparlampe statt Glühbirne: Herstellung ist viel teurer, Giftige Substanzen werden eingesetzt und während Glühbirnen in der Regel aus Frankreich oder Polen importiert werden, stammen Energiesparlampen, wenigstens die handelsüblichen, aus China. Also kommt noch ein langer Transport hinzu. Aber es tut eben gut. Sonntags mit dem Geländewagen 15km zur nächsten offenen Bäckerei zu fahren. Hauptsache man hat Energiesparlampen. Das Gewissen ist beruhigt und die Welt gerettet.

  13. /ajk Says:

    Frauen halt…

    /ajk

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