Karrierekaputtmacher-Feminismus

Hörtipp: „Theo.Logik“ vom 16.02.2009 als Podcast. Thema: Familie und Familienbild in der katholischen und evangelischen Kirche

Ein moderner Vater: Nils H.

Nils H. ist verheiratet und hat drei Kinder. Er arbeitet als Software-Entwickler in einer Münchner Firma.

Im Podcast „Theo.logik“ vom 16.02.2009 heißt es über ihn:

„Ein moderner Vater ist Nils H.. Einer, der ganz selbstverständlich nachts aufsteht und die Milchflasche warm macht (…)“¹

Dazu kam mir sofort folgende Frage: Wie will Nils H. ausgeschlafen sein für seinen anstrengenden Job als Software-Entwickler, bei dem er hochkonzentriert arbeiten muss, wenn er nachts aufsteht um die Milchflasche zuzubereiten und dem Kleinen zu geben?
Ich habe beides erlebt: ich bin nachts aufgewacht um meinem Sohn eine Milchflasche zuzubereiten und ihn damit zu stillen. Das dauert alles zusammen mindestens 45 Minuten. Wenige Jahre später habe ich in einer großen Firma in einem technischen Beruf gearbeitet. Dafür brauchte ich Kraft und musste ausgeschlafen sein, wenn ich gute Leistung bringen wollte.

Vaterpflichten?

Von Unmut anderer Väter berichtet Nils H. – Unmut oder Neid von Vätern, die nicht vorbildlich, wie er, Nils H., pünktlich nach Hause gingen, um ihren „Vaterpflichten“¹ nachzugehen und deshalb vermutlich ein schlechtes Gewissen hatten.

Ich denke aber, dass es sich nicht um Vaterpflichten handelte, denen Nils H. nachging, als er pünktlich nach Hause ging. Er ging vielmehr einem modernen feministischen Vaterideal nach. Denn eine Vaterpflicht wäre es, seiner Rolle als Ernährer möglichst perfekt nachzukommen und nicht sich selbst beruflich das Wasser abzugraben, indem er einen Spagat zwischen feministisch diktierten ‚Vaterpflichten’ und Verantwortlichkeit gegenüber seinen Kollegen im Büro vollführt.

Nils H. erzählt auch, dass es in der kleinen Firma, wo er vorher war, unmöglich gewesen wäre, Elternzeit zu nehmen oder wegen der Kinder früher nach Hause zu gehen, und dass er deshalb die Firma gewechselt habe.

Karrierekiller

Ich würde sagen: Nils H. verzichtet freiwillig auf eine Karriere. Nils H. kämpft nicht, um beruflich voranzukommen, sondern Nils H. kämpft, um ein dem Zeitgeist möglichst angepasster, emanzipiert-feministischer Mann zu sein. Mit dieser Einstellung wird er immer ein kleiner Softwareentwickler bleiben (immerhin). Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet.

Und genau das wird auch von sehr vielen Frauen erwartet.

Sehr interessant dazu ist folgender Satz von Nils H.:

„In der letzten Firma, da habe ich viele Diskussionen gehabt: wie lange ich da bin, wie lange ich nicht da bin – also ich habe viele Blicke kassiert, sage ich mal …aber … selbst wenn es mal schwere Zeiten gibt: meine Familie zurückzuholen ist wesentlich schwieriger als mir einen neuen Job zu suchen. Und das ist eben die Grundeinstellung mit der ich an die ganze Sache rangehe.“²

Das ist aber vermutlich vor allem die Grundeinstellung seiner Frau (und überhaupt der meisten Frauen heute), die den Spagat zwischen Beruf und emanzipiert-feministischer Vaterrolle von ihm erwartet. Denn andernfalls riskiert er ja, seine Frau und Kinder zu verlieren, wie er selbst sagt! Da nimmt er lieber die Gefahr in Kauf, Probleme mit Kollegen zu haben oder gar den Job zu verlieren. Verständlich.

Er steht also unter hohem Erwartungsdruck.

Gemeinsam ums Überleben kämpfen oder auf zwei Hochzeiten tanzen?

Ich war selbst ein paar Jahre lang selbstständig und muss sagen: hätte ich Leute eingestellt, wären das nicht Leute wie Nils H. gewesen, der auf zwei Hochzeiten tanzen will: der sowohl Software entwickeln, als auch zum Babyschwimmen will, der sowohl Windeln wechseln als auch die dringende Funktionspezifikation schreiben will. Ich hätte auch keine Alleinerziehende eingestellt. Denn auch Alleinerziehende tanzen auf mindestens zwei Hochzeiten. Sowas geht an manchen Stellen in sehr großen Betrieben, wo der Mensch ein ersetzbares kleines Rädchen mit fest definierten Aufgaben ist– so etwas geht aber nicht in kleinen Betrieben, wo jeder Ausfall eines Mitarbeiters eine kleine oder größere Katastrophe ist, und sowas geht nicht in Aufgabengebieten, die sehr spezifisch und wenig fest definiert sind – wo es wirklich auf diesen einen Mitarbeiter drauf ankommt, wo dieser Eine nicht mehr ersetzbar ist.

Mein Vater war früher unter der Woche nie vor 20:00 zu Hause und als ich sehr klein war, war mein Vater auch am Wochenende oft auf Geschäftsreisen.

Alleinerziehende mit „Snoopy“, den ihr Vater ihr von einer Geschäftsreise aus Amerika mitbrachte.

Ich mit „Snoopy“, den mein Vater mir von einer Geschäftsreise aus Amerika mitbrachte.

Aber ich erinnere mich trotzdem deutlich an meinen Vater: an Szenen, als ich noch ganz klein war, obwohl mein Vater da so wenig zu Hause war! An das Toben auf seinem Schoß, da war ich vielleicht 4 Jahre alt, als ich 5 war an seinen roten Mercedes, in dem er mir einmal demonstrierte, wie schnell Tempo 200 war, und ich mich fühlte wie in einer Rakete, an die Marzipankartoffeln, die keiner aus meiner Familie, nur ich und mein Papa mochten, an seinem Interesse und seiner Ermutigung an meinen „Geschäftsideen“ (‚grellbunte Schokolade’, da war ich sieben), an unsere Gespräche über Politik, als wir in den Bergen wanderten, da war ich zehn, an unsere Sommerurlaube in Südtirol, als wir uns zu viert beim allabendlichen Kartenspielen kaputtlachten bis wir Tränen in den Augen hatten, vor allem mein Vater konnte so lachen, dass er rot anlief – er war sehr humorvoll.

Es gibt viele Männer, die feministisch weichgespült freiwillig ihre Karriere kaputtmachen. Anstatt ihr Testosteron vernünftigerweise dafür einzusetzen, ihre Karriere voranzutreiben, um mittelfristig der Familie ein sorgenfreies Auskommen zu sichern, den Kindern eine gute Ausbildung und sich selbst eine Altersvorsorge, welche wiederum die Kinder entlastet, stellen sie am frühen Abend mit ihrer kleinen Lisa oder ihrem kleinen Tobias Bauklötzchen aufeinander.

Zurück zur klassischen Rollenaufteilung?

Mama an den Herd, Papa ins Büro?

Obwohl ich mich als sehr feministisch-emanzipiert wahrnahm und komplett in dieser Ideologie dachte und handelte und obwohl ich tatsächlich manche eher männliche Eigenschaften an mir erkenne, habe ich im Laufe der letzten 15 Jahre, in welchen ich als Alleinerziehende meinen Sohn erzog immer mehr festgestellt:
Ich bin eine Frau bin eine Frau bin eine Frau.
Mit typisch fraulichen Eigenschaften.

Deshalb denke ich, dass an gewissen Stereotypen Mann-Frau ein wahrer Kern ist. Dass Frau und Mann im Wesen verschieden sind. Wenn es hart auf hart kommt (z.B. im Fall von Kindern), ist es deshalb sinnvoll, sich die Aufgaben gemäß der angeborenen wesenhaften Gegebenheiten aufzuteilen. Mit andern Worten: Die Frau bleibt bei den Kindern, der Mann versorgt die Familie, indem er arbeiten geht.

Das Problem an der klassischen Rollenaufteilung ist:

Wenn man als Frau in der Schule Englisch, Französisch, Kurvendiskussionen und die Relativitätstheorie gelernt hat, seitenlange Gedichtsinterpretationen geschrieben hat, Referate gehalten hat, auf Friedensdemos für eine bessere Welt ‚gekämpft’ hat, in Theatergruppe und Fotokurs engagiert war, ist es stinklangweilig, mit einem Kleinkind zu Hause zu sein und mit Putzen, Einkaufen, Kochen und Kinderbetreuung beschäftigt zu sein. Stinklangweilig!!! Mir ist nach eineinhalb Jahren so sehr die Decke auf den Kopf gefallen, dass ich mich damals in einem unguten Zustand zwischen Depression und Aggression befand.

Hinzu kommt, dass der Beruf „Hausfrau und Mutter“ bei uns einen gesellschaftlich abwertenden Beigeschmack hat. Das „nur“schwingt immer mit: nur Hausfrau und Mutter. So dachte auch ich! Ich wollte auf keinen Fall „nur“ Mutter und Hausfrau werden! 

Das hat etwas mit der Wertehierarchie in unserer Gesellschaft zu tun. Diese Wertehierarchie ist tief davon geprägt, dass wir eine immer säkularere Gesellschaft werden, die sich vom Christentum größtenteils verabschiedet hat. Durch die fehlenden Orientierung an Gott als übergeordnete Macht und durch das damit verbundene Fehlen vom biblischen Verständnis der Einzigartigkeit und Gottesebenbildlichkeit des Menschen im Unterschied zum Tier und zur Natur wird der Mensch zum Narzisten, der als Ersatzreligion sich selbst, die Natur, den Klimaschutz, den Dalai Lama oder einen anderen Fetisch anbetet.

Außerdem hat die Abwertung zur „nur Hausfrau und Mutter“ etwas mit männlicher Arroganz, Ignoranz und Undankbarkeit zu tun sowie mit dem fehlenden Selbstbewusstsein von Frauen. Dienen ist out, Dominanz ist in. Dass Gott-Jesus selbst seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, interessiert heute in Europa nur noch eine winzige Minderheit.

Und: Es ist tatsächlich Verschwendung von intellektueller Begabung und intellektueller Leistungsfähigkeit, wenn intellektuell begabte, gut ausgebildete junge Frauen nicht einen entsprechenden Beruf ergreifen und ausüben.

Wie kommen wir also heraus aus diesem Dilemma zwischen Selbstverwirklichung und Verzicht, „antiquiertem“(?) Familienbild und Emanzipation?

Die Familie neu erfinden?

Die Familie neu erfinden – das ist der Vorschlag von Iris Radisch, ZEIT-Redakteurin, die in oben genannter Radiosendung „TheoLogik“ im Interview zu Wort kommt.

In vielem kann ich Frau Radisch zustimmen:

50% Scheidungsrate in den Großstädten zeigen, dass das alte Familienmodell nicht mehr richtig funktioniert.
Man kann nicht 8 Jahre lang für die Kindererziehung den gelernten Beruf unterbrechen, weil dann die Kenntnisse veraltet sind.
Den Preis dafür, dass die Mutter arbeiten geht, zahlen die Kinder. Entweder die Frau zahlt den Preis (indem sie ihren Beruf aufgibt), oder die Kinder zahlen den Preis (weil ihre Mutter sich auf ihren Beruf konzentriert).
Vereinbarkeit von Beruf und Kindern gibt es überhaupt nicht.³

Stimmt alles!

Frau Radischs Lösungsvorschlag:

Es müssen weitreichend andere Bedingungen geschaffen werden. Der Mietpreisspiegel muss künstlich gesenkt werden. Die Arbeitsstrukturen müssen geändert werden. Es müssen neue Arbeitszeitmodelle geschaffen werden. Es müssten für beide Eltern 2/3-Stellen geben. Oder es müsste ein Lebensarbeitszeitkonto geben. ³

Falsche, geradezu grauenhafte Vorschläge!

Denn: diese Vorschläge laufen auf ein Eingreifen des Staates in das freie unternehmerische Handeln hinaus. Über kurz oder lang landen wir so im Sozialismus.

NEIN DANKE!!!

Nacheinander statt Zugleich!

Die wirkliche Lösung lesen Sie nun hier auf Ihrem „Antialleinerziehenden-Blog“!
Ich bin tatsächlich selbst auf diese wirkliche Lösung gekommen – aber nicht nur ich, sondern zu meiner Überraschung auch Eva Herman! (In ihrem Buch „Das Eva Prinzip“, Kapitel 8, Seite 254, „Verantwortung und neue Lebensentwürfe“)
Die Lösung heißt: sequentiell statt parallel. Nacheinander statt zugleich.

Also nicht: Kinder und Karriere

sondern:

Erst Kinder, dann Karriere

Das geht heutzutage nur leider nicht. Nach 8 oder gar 20 Jahren kann frau nicht wieder zurück in den Beruf, als sei nichts gewesen. Ihre Kenntnisse sind veraltet oder vergessen.

Es könnte aber gehen, wenn es die Möglichkeit einer Auffrischung ihrer Kenntnisse gäbe, wenn ein Spätstudium normal würde, wenn es kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten für erziehende Mütter gäbe, oder wenn mehr Mütter nach ihrer Erziehungszeit eine selbstständige Tätigkeit ausüben würden.

Es könnte gehen, wenn es mehr Offenheit für Quereinsteiger(innen) gäbe, für krumme Lebenswege, wenn der deutsche Glaube an Zertifikate, Zeugnisse und an den Staat (als Macht, die den Arbeitsmarkt mit tausenderlei Kündigungsschutzgesetzen zu regulieren hat) einer echten Flexibilität weichen würde, wo Nachfrage und Angebot sich selbst regulieren und daher Arbeitgeber Risiken eingehen können, die dann keine mehr sind, weil sie eine schlechte Arbeitskraft jederzeit wieder loswerden können.

Die neuen Möglichkeiten Internet, Video on Demand, Podcast etc. eröffnen viele Möglichkeiten für eine Weiterbildungslandschaft für Mütter.

Beruf und Kindererziehung zugleich funktioniert nicht – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Wir dürfen das klassische Familienbild und die klassische Rollenaufteilung in der Familie nicht aufgeben, denn diese entsprechen trotz allen Opfern dem menschlichen Wesen von Mann, Frau und Kindern am meisten.

snoopy2

Ich mit Snoopy

Fazit

Ein Vater muss nicht früh nach Hause kommen, um Bauklötzchen aufeinanderzustellen! Es ist viel toller, gerade fünf Jahre alt an einem der seltenen Sonntage, an dem Papa da ist, mit ihm im roten Mercedes bei Maximalgeschwindigkeit über die Autobahn zu rasen!!!
Wenn ein Vater aber mit Bauklötzchenaufeinanderstellen statt mit Überstunden beschäftigt ist, weil es die feministisch-emanzipierte Ideologie so vorschreibt, dann wird das nie etwas mit dem Mercedes!

¹ „Theo.Logik“ vom 16.02.2009
² Nils H. in „Theo.Logik“ vom 16.02.2009
³ Iris Radisch in „Theo.Logik“ vom 16.02.2009

14 Antworten to “Karrierekaputtmacher-Feminismus”

  1. Thomas Says:

    Hallo!

    Bin bei meinen Recherchen zufällig auf diesen Blog aufmerksam geworden. Da sich die Thematik nun seit vielen Jahren mit den gleichen Grundannahmen – der Diskriminierung – durch die Medien schlängelt, erlaube ich mir ein paar Hinweise und Informationen als Anregung zu geben. Die 23% Lohnschere sind in den letzten 12 Monaten 2-3 mal durch die Medien gegangen.

    Neue Erkenntnisse anzunehmen erscheint hierzulande noch sehr unpopulär. Die Aggressivität und ausufernde Unsachlichkeit stattfindender Diskussionen finde ich unangenehm. Man muß aufpassen was man sagt, sonst wird man sofort „angefallen“ – und zwar von Männern und Frauen.

    „Die konstruktivistische Beschreibungsform weist darauf hin, daß wir die Wirklichkeit gar nicht erkennen können, weil diese viel zu komplex und zu uneindeutig sei und sich zudem, wie die Quantenphysik zeigt, unter anderem durch den Beobachter verändere, also nicht statisch oder gar objektiv sei. Was wir als Wirklichkeit beschreiben oder beobachten, ist demnach unsere eigene Wirklichkeitskonstruktion. Jeder schafft sich also seine eigene Weltsicht.“ (Quelle : R. Kopp-Wichmann, „Frauen wollen erwachsene Männer“)

    Hier einige Zitate und Hinweise :

    „… und daß 38% der Frauen eine Beförderung abgelehnt oder sich bewusst für eine schlechter bezahlte Position entschieden hatte (Sylvia Ann Hewlett, „Extreme Jobs. The Dangerous Allure of the 70 hour-workweek“, Harvard Business Review 12/2006, Hewlett und Luce, „off-ramps and on-ramps. Keeping talented woman on the road of success”, Boston, Mass.: Harvard Business School press, 2007).

    „.. durch ihre Suche nach inhärentem Sinn bei der Arbeit und über die geringere Stundenzahl, die sie in die Arbeit investieren wollten. Beides steht im Widerspruch zu Spitzengehältern und beruflichem Aufstieg.“ (Susan Pinker, “Das Geschlechterparadox, S. 100).

    „Die Frauen, die weniger rentable Berufsfelder und Tätigkeiten wählen, tragen selbst zu dieser Diskrepanz bei, als ob sie sagen wollten : Dies ist die Arbeit, die ich tuen möchte. Dies sind die Arbeitszeiten, die ich brauche. Und dafür nehme ich in Kauf, etwas weniger zu verdienen“ “ (Susan Pinker, “Das Geschlechterparadox, S. 88)

    „Unabhängig von Lernproblemen haben eine Reihe von Ökonomen belegt, daß Frauen häufig schlechter bezahlte Jobs auswählen, ihren eigenen Angaben aber zufriedener mit ihrer Arbeit sind. (Job satisfaction and gender : Why are women so happy at work? Labour economics 4, 1997, S.341; J.Oswald, Happiness and economic performance, economic journal 107, 11/1997, S.1815-1831.).

    Wenn man die Berufsorientierungspräferenzen von Frauen und Männern betrachtet, finden sich die größten Unterschiede in den Ländern, die die größte Auswahl und Freiheit an Möglichkeiten bieten wie Deutschland, Schweiz, Norwegen, USA, Japan etc. (Marcia Barinaga, „Surprises across the Cultural Divide“, Science 263, 1994).

    „Es ist eine Binsenweisheit, daß dieser Bereich Männer magisch anzieht, und trotz riesiger Budgets und institutioneller Anreize zur Erhöhung des Frauenanteils zeigen Frauen nur geringes und sogar weiter schwindendes Interesse am IT-Bereich. Es hat keine signifikanten Auswirkungen auf die Einschreibungszahlen gehabt, daß die National Science Foundation, das National Physical Sciene Consortium, Google, IBM, Lucent, Loreal, die Association for Women in Science und andere Gruppen Millionenbeträge in finanzielle Anreize investieren, um mehr Frauen in die Physik oder Informatik zu locken. (Der Anteil von Frauen, die einen Studienabschluß in Informatik machen, bewegt sich bei etwa 17% und ist seit 2002 um 2 % gesunken).“ (Quelle : Susan Pinker, S.181 sowie weiterführend “Male Female Enrollment Patterns in Electrical Engineering at MIT and other Schools”. Final report of the EECS Womens Undergraduate Enrollment Committee, MIT, 01/1995. Donna J.Nelson und Diana C.Rogers, “A National Analysis of Diversity in Science and Engineering Faculties at Research Universities”, 01/2004, http://www.now.org/issues/diverse/diversity_report.pdf).

    Auch zum Thema gläserne Decken möchte ich sehr gerne ein Zitat anführen, da ich in dem Konzern, wo ich arbeite – einem sehr erfolgreichen und modernen „global player“ mit vermittelten ökonomischen, ökologischen und ethischen Werten – nichts derartiges beobachtet habe :

    “Zum Thema männerdominierte Branche sagte Kim : … aber ich hatte nie das Gefühl, daß es seine gläserne Decke gibt. Wenn man bereit war zu arbeiten, konnte man auch aufsteigen…. Ja, es gibt skrupellose Personen, die sich schlecht benehmen. Haben die mich als Frau besonders ins Visier genommen? Nein.“ (Susan Pinker, S. 121).

    Ich denke die Debatte ist um neue Facetten der Lebenswirklichkeit anzureichern, bevor von einem Skandal und von Diskriminierung gesprochen wird. Ich persönlich empfinde es als bedauerlich, daß die gesellschaftspolitische Landschaft noch nicht so weit entwickelt ist, diesen Präferenzen sachlich und mit wissenschaftlicher Disziplin auf den Grund zu gehen. So wird m.E. auch die Chance verpasst, das Verhältnis der Geschlechter untereinander ohne Vorbehalte und Schuldzuweisungen weiterzuentwickeln.

    Auf jeden Fall habe ich mittlerweile eine enorm lange „to-read-Liste“. Konkrete Rezepte wie man auf dieser Basis neue Wege finden kann um zu neuen Lebensmodellen zu kommen habe ich leider noch keine. Skandalmeldungen und Quotenforderungen sind mir zu billig und unter dem Etikett „positive Diskriminierung“ m.E. problematisch.

    Bin jetzt ins Wochenende.
    Alles Gute für Euch!

  2. alleinerziehende Says:

    Hallo Thomas,

    das ist ja eine hoch interessante Sammlung von aussagekräftigen Zitaten! Vielen Dank für den langen Beitrag. Da Du am Ende schreibst „Alles Gute für Euch“ nehme ich an, dass Dein Kommentar auch den Mädels vom feministischen „Maedchenmannschafts-Blog“ gilt? Dort gab es nämlich am 24.2. einen Thread zum Thema „Die Lohnschere“, auf den Du Dich vielleicht beziehst. Du kannst Deinen interessanten Beitrag ja dort nochmal in den Kommentarbereich reinkopieren, falls das Deine eigentliche Intention war.

    Herzlicher Gruß!

  3. Thomas Says:

    Danke für die Antwort!

    Ich denke nicht daß es sinnvoll wäre wenn ich diesen Beitrag dort verlinke. Ich habe bereits einige Beiträge zum Thema „Patriarchat“ u.v.a. geschrieben, allerdings habe ich nicht das Gefühl daß meine Beiträge dort erwünscht sind. Außerdem denke ich mittlerweile darüber nach ob Diskussionen überhaupt sinnstiftend und weiterführend sind.

    Ich finde viele Dinge im Buch „Alphamädchen“ ganz gut sowie auch Beiträge „Misandrie“ auf dem Blog, oder diesen hier fand ich aus dem Leben gegriffen :

    http://maedchenmannschaft.net/erziehungsfragen/

    Den Begriff „Sozialismus“ unter Deinem thread fand ich sehr ansprechend, weil mittlerweile hierzulande ein gender-Sozialismus installiert wird ohne es zu merken, der genauso scheitern wird wie die zwangsverordneten Arbeiter- und Bauernstaaten, wo zwar alle gleich aber manche „gleicher“ waren.

    http://femokratieblog.wgvdl.com/100-millionen-eur-frauenfoerderung-nicht-genug/02-2009/comment-page-1/#comment-50

    http://femokratieblog.wgvdl.com/100-millionen-eur-frauenfoerderung-nicht-genug/02-2009/comment-page-1/#comment-60

    Zitat : „Diskriminierungsberichterstattungen gegen Männer aufgeheizt wird. Irgendwann wird sich die feministische Doktrin also auch gegen Frauen selbst richten müssen, die nicht den Vorgaben gemäß funktionieren.“

    Ich selbst betrachte mich als „liberaler Männerbewegter“ im Sinne von Robert Bly und Steve Biddulph. Hier sind m.E. noch viele Möglichkeiten und Potentiale unausgeschöpft. Der Alt-Feminismus hatte kein Interesse daran Männer weiterzuentwickeln oder zu „befreien“, sondern braucht ja als Fundament die alte traditionelle Männlichkeitsdefinition, denn ohne sie würde ein Opfer- und Benachteiligungsfeminismus keine Schutzinstinkte wachrufen können und würde den Teppich unter den Füßen verlieren.

    Da ich – insbesondere nach den neuesten Erkenntnissen im Buch von Susan Pinker u.a. – einige geschlechtsspezifische Unterschiede sehe, sehe ich im altfeministischen „Gleichheitsaxiom“ ebenfalls ein Problem. Früher war ich auch ein Gleichheitsanhänger und sogar für das gender-mainstreaming, weil es entgegen dem Alt-Feminismus feindbildfrei erschien. Meine Tochter ist jetzt 10, auch ihre Präferenzen Tieren u.a. gegenüber widersprechen dem Gleichheitsaxiom. Ich habe aber auch über die Magie und Zauberei der Chemie es geschafft sie für solche Experimente zu interessieren wie auch für einige technische Belange, indem ich sie ganz selbstverständlich in alles einbinde. Zu irgendetwas zwingen kann und will ich sie nicht.

    Dazu passt ganz gut ein Zitat von Katharina Rutschky : „Die Unterschiede sollten kultiviert, nicht zensiert werden“.

    Mit den Dogmen ist das so eine Sache, die sich leider immer wieder in unterschiedlicher couleur wiederholen.

    http://freiheitundoptimismus.wordpress.com/2008/12/30/manipulative-charaktere-%E2%80%93-zwei-der-panikmacher/

    Da viele Frauen hierzulande die ganzen Gleichstellungsgebote mehr und mehr nicht wahrnehmen und nicht den Vorgaben gemäß funktionieren, habe ich das Gefühl daß unser mit horrenden Budgets finanzierter Gleichstellungsapparat mittlerweile nach Existenzberechtigungen sucht und dabei billigend in Kauf nimmt, daß dabei das männliche Geschlecht an sich stigmatisiert wird.

  4. alleinerziehende Says:

    Hallo Thomas,

    wow, danke für den neuen Kommentar! Du hast offenbar weit mehr Literatur zum Thema Gender etc. gelesen als ich. Die Links werde ich mir ansehen, wenn ich mehr Zeit habe.
    Ich glaube, Deine Einstellung bzgl. Deiner Tochter ist genau richtig. Es ist eine große, positive Errungenschaft, dass Mädchen heute auch fußballspielen dürfen, wenn sie wollen und Jungs mit Puppen, wenn sie wollen. Da will ich gar nicht zurückgehen, das finde ich sehr erleichternd. Nur finde ich es unsinnig, wenn man das zum Programm macht. Mein Sohn z.B. hat in der Schule stricken gelernt, das finde ich total unsinnig, solange er das nicht frei wählen kann (konnte er nicht – er musste). Ich hatte früher Handarbeiten während die Jungs Werken hatten und ich wäre VIEL lieber in Werken gewesen, habe Handarbeiten gehasst – die freie Wahl wäre gut, jeder nach seinen Interessen und Begabungen.

    Bis bald!

  5. Thomas Says:

    Das ist natürlich ein feministischer Klassiker, der „Dienst an der Spülbürste“ – wobei ganz vergessen wird daß auch Autopflege, Garten, Renovierungsarbeiten u.a. auch als „Hausarbeit“ in die feministische Aufrechnung einfließen sollten, wie auch die Wehrpflicht. Das „Patriarchat“ wird immer wieder thematisiert, die militärische Zwangsrekrutierung nur für Männer bleibt auffälligerweise unangetastet.

    Wenn unsere Gleichstellungsapparatur keine wichtigeren Sorgen hat als Jungen Stricken zwangszuverordnen, dann ist das m.E. nicht nur recht arm sondern ein Zeichen dafür daß es den Beteiligten dort zu gut geht.

    Ich koche mit meiner Tochter zusammen, kann auch Nähen und unternehme alles Mögliche mit ihr zusammen, um sie ins Leben zu führen. Als nichtehelicher Vater kümmere ich mich um sie jede Woche, so gut es geht, nicht, weil eine Feministin 1979 väterliches Engagement gefordert hat sondern weil ICH es so wollte.

    Herzliche Grüße, Thomas

  6. alleinerziehende Says:

    Oh, warum denn unverheiratet?

    Hoffentlich passiert Dir nicht sowas. (Ich bin da übrigens bei den Kommentatoren die böseböse Sylvia Fox, und ich gebe da auch Hr. Thomas Frielings böseböse Meinung recht: „So traurig die Geschichte auch ist: Was bewegt einen Mann dazu, ein Kind haben zu wollen und nicht zu heiraten? Daß aus mit Absicht herbeigeführten verkorksten Verhältnissen Unglück hervorgehen kann, sollte doch nicht überraschen“)
    (Das böseböse bezieht sich auf die Bewertung der Kommentare durch andere Leser – grün=super rot=schlecht, ich bin knallrot und Hr. Frieling auch *gg*)

  7. Thomas Says:

    Hallo Nochmal,

    daß solche Diskussionen meist sehr hitzig und emotional geführt werden – das kenne ich. Deswegen halte ich mich da auch schonmal gern heraus.

    Zu mir : Ich war seinerzeit nicht verheiratet und auch nicht zusammenwohnend. Es war nach anderthalb Jahren (wir hatten uns wg. Verhütung abgesprochen) eher ein „Unfall“. Ich habe damals gute Ratschläge, auf Umgang zu klagen verzichtet sondern auf Eigeninitiative, Überzeugungsarbeit und diplomatische Lösungen gesetzt. Mit größtem Erfolg. Der Umgang verläuft sehr gut, ohne Streit und flexibel, so daß ich auch an Schulveranstaltungen etc. teilnehmen kann.

    Im April fahren meine Tochter und ich für ein paar Tage nach Paris.

    Prinzip : Rede niemals schlecht über den anderen Elternteil…

    Die o.g. Geschichte werde ich mir mal morgen in der Pause genau durchlesen. Danke für die Hinweise.

    Bis bald! Thomas

  8. Thomas Says:

    Ein interessanter Artikel zu Deiner Thematik ist auch hier :

    http://www.zeit.de/2009/10/Interview-Gilbert?page=all

    Mein Kommentar Nr. 65 :

    http://kommentare.zeit.de/commentsection/url/2009/10/Interview-Gilbert?page=3#comment-289726

    Man kann das gar nicht oft genug publizieren.

    Zurück zu alten Zeiten möchte ich nicht. Seit Jahrzehnten wird der Männlichkeit Frauenunterdrückung anstatt eines Geschlechterarrangements vorgeworfen.

  9. alleinerziehende Says:

    Vielen Dank! Ein hoch interessantes Interview!

    Zurück zu alten Zeiten möchte ich auch nicht.

  10. Thomas Says:

    Hallo Nochmal!

    Kleine TV-Empfehlung :

    http://www.swr.de/betrifft/starkes-geschlecht-pubertaet-schlaegerei/-/id=98466/nid=98466/did=4456998/lcsti9/index.html

    Der Kommentar „Jungen sind einfach nur Schweine, sondern arme Schweine“ (Stern, 2000) (wenn Du das kleine Bild anklickst) ist selbsterklärend.

    Im Thema Jungenförderung kann ich mich nicht allzu sehr engagieren, da ich mich meiner Tochter gegenüber sehr schlecht fühlen würde.

    O.g. Kommentare fallen für mich unter die Rubrik „Menschenrechte“ und „Menschenwürde“. Beispiele dieser Art kennzeichnen m.E. einen offenen feministischen Revanchismus Männern gegenüber – für „erlittene Unterdrückung“. Dagegen gibt es mittlerweile Bürgerrechtsbewegungen.

    Eine interessante Erklärung liefert auch der anerkannte Geschlechterforscher Prof. Dr. Amendt. Etwas lang, aber sehr lesenswert, insbesondere die Forderung nach einem „Sondertötungsrecht für Frauen“.

    http://www.juedische.at/TCgi/_v2/TCgi.cgi?target=home&Param_Kat=3&Param_RB=4&Param_Red=11159

    Möglicherweise bin ich im o.g. TV-Beitrag im SWR auch kurz zu sehen.

  11. Ruth Says:

    Ich möchte nur etwas sagen zu „sequentiell statt parallel“. Ich finde es nicht ganz so einfach. „Mutter“ ist nichts, was man irgendwann mal war, und dann kommt die Karriere. Normalerweise kommen dann die Enkel ;). Ich leide gerade sehr drunter, dass ich mich nicht mehr um sie kümmern kann (Nr. 7 -verteilt auf 3 meiner Kinder – ist im Anmarsch), dass ich meiner schwangeren Tochter nicht beistehen kann, weil ich arbeiten muss!
    Ich habe zum Aufziehen meiner Kinder meine ganze Intelligenz, meine schulische und berufliche Bildung gebrauchen können. Da war nichts vergeudet. Vielleicht wäre es vergeudet gewesen, wenn ich nur 1 Kind bekommen hätte und den Rest meines Lebens Tennis gespielt und fern gesehen hätte. Ansonsten finde ich, Mutter IST eine Karriere, und was wir eigentlich brauchen (aber nicht bekommen werden) ist eine Gesellschaft, die Frauen ehrt und anerkennt als in einer anderen Rolle Gleichwertige. Das Problem ist, wir definieren uns über Erwerbsarbeit. Andere Arbeit wird nicht anerkannt. Deswegen bleibt auch so viel Arbeit liegen, weil sie weder Geld noch Anerkennung bringt.

  12. alleinerziehende Says:

    Du hast recht, das ist nicht so einfach, wie es klingt. Ich denke, das ist auch von Situation zu Situation total unterschiedlich, hängt von vielen Faktoren ab, ob eine Frau sich um die Enkelkinder kümmert, oder ob sie nochmal im Erwerbsleben oder als Selbstständige durchstartet. Und es stimmt auch, dass man immer Mutter bleibt.

    Ich bin aber nicht der Meinung, dass Muttersein mit der Karriere im Erwerbsleben vergleichbar ist. Es ist nicht schlechter oder weniger wert, aber es ist anders. Ich höre das immer wieder, dass Mütter ja quasi Familien“managerin“ etc. sind (bei 7 Kindern ja sowieso klar), aber ich denke nicht, dass das dasselbe wie im Berufsleben ist. Man kann das nicht vergleichen, sowenig wie man Äpfel mit Birnen vergleichen kann.

    Ich hatte früher auch dieses eher negative Bild, ich wollte auf keinen Fall „nur Hausfrau“ werden, das war einfach undenkbar für mich, ein schmerzhafter Verzicht auf die spannende Welt da draußen, wie ich meinte. Das sehe ich heute anders, weil ich den Wert entdeckt habe, der dahinter steht (hinter dem, eine gute Mutter zu sein), und weil ich ein anderes Verständnis von Kindern habe, und von Frau und Mann. Diesen Wert und diese Bedeutung, die ein Kind hat, und was man ihm geben kann, dass man ein gutes Zuhause schaffen kann, und was für eine unglaublich anspruchsvolle und schwierige Aufgabe das ist, das habe ich früher einfach nicht gesehen.

    Vermutlich sehen das ganz viele Menschen nicht, vielleicht ist das der Grund, warum das ausschließlich-Muttersein irgendwie nicht richtig wertgeschätzt wird?!

  13. Weblog gegen Alleinerziehende « Sophisticus Says:

    […] lasst euch nicht die Karriere kaputtmachen. Frauen, merkt euch: “Erst Kinder, dann […]

  14. Flash Says:

    WOW, wo kann man sowas heut lesen. Im Prinzip nirgends!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s


%d Bloggern gefällt das: